Um was geht es eigentlich?
Die demokratiepolitische Relevanz von Supervision, Coaching und Organisationsberatung beschäftigt mich aktuell mehr denn je und ich möchte gerne erklären, warum.
Um was geht es eigentlich? Das habe ich mich in den letzten Tagen häufig gefragt. Sicherheit scheint gerade eines der zentralen Themen für viele Menschen zu sein. Das ist sogar nachvollziehbar, denn dabei handelt es sich um ein menschliches Grundbedürfnis. Aber ist der Wunsch nach Sicherheit vielleicht gerade jetzt so groß, weil wir alle spüren und mittlerweile wissen, dass uns große Veränderungen bevorstehen und wir auf sozialer, ökologischer und ökonomischer Ebene nicht weitermachen können wie bisher?
Warum Supervision aktuell wichtiger ist denn je
In einem kürzlich veröffentlichten LinkedIn-Post schrieb die Deutsche Gesellschaft für Supervision (DGSv): „Eine Kernkompetenz […] von Supervisor*innen, Coaches und Organisationsberater*innen ist es, Momente der Nachdenklichkeit zu erzeugen, aus denen dann etwas Neues entstehen kann. In aufgeregten Zeiten wie diesen ist dies gar nicht so leicht. Schnell kochen die Affekte hoch. Man*frau verfällt in Aktionismus, lässt sich schnell anstecken von vorschnellen Impulsen. Oder man*frau fühlt sich gelähmt angesichts übergroß erscheinender Probleme.“
Neue Perspektiven aufzuzeigen, Themen zu sortieren, Reflexion anzuregen und zu begleiten, ist unsere Aufgabe in der Supervision, in Coachings und in der Beratung von Organisationen. Damit einher geht ein demokratischer Anspruch, Menschen unterschiedlicher Standpunkte in Dialog zu bringen sowie zu halten und das Verbindende zu fördern.
Die ethischen Leitlinien der DGSv
Die ethischen Leitlinien der DGSv bilden die Grundlage meiner Arbeit. Sie „basieren auf den universellen Menschenrechten, die bürgerliche, politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechtsansprüche umfassen, und auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland.“
Supervision hat ihren Ursprung in Sozialarbeit, Psychoanalyse und Pädagogik. Etabliert wurde sie in der Zeit der Entnazifizierung und spielte eine wichtige Rolle in der Demokratisierung Deutschlands. In dem ich diese Zeilen schreibe, wird mir bewusst, welche verantwortungsvollen, demokratiepolitisch relevanten Aufgaben uns DGSv-Mitglieder*innen in nächster Zeit bevorstehen. Ausgehend von den Ideen der Aufklärung ist es unsere supervisorische Pflicht, Diskursfreundlichkeit, Reflexivität, Transparenz, Emanzipation und Freiheit zu fordern und zu fördern.
Was unsere Gesellschaft jetzt braucht
Warum fällt es Menschen so schwer, mit Wandel umzugehen? Was brauchen wir, um Veränderungen aktiv zu gestalten statt nur zu reagieren? Auf welche Strategien, Kompetenzen und Werte kommt es jetzt an?
Wir entwickeln unsere Gesellschaft nicht weiter geschweige denn schaffen wir es, die aktuellen Herausforderungen zu meistern, wenn wir mit dem Finger aufeinander zeigen und Schuld zuweisen. Stattdessen sollten wir einander die Hand reichen, zuhören, kooperieren und gemeinsam Strategien entwickeln. Das gelingt nicht von heute auf morgen, aber in überlegten Schritten und stets einander zugewandt. Veränderung ist ein Prozess und wir müssen uns gemeinsam auf den Weg machen. Wir alle sind Teil des Wandels und bestimmen ihn mit. Demokratie ist nicht selbstverständlich, wir müssen Verantwortung für sie und für uns übernehmen. Wir müssen immer wieder an ihr und für sie arbeiten.
Antworten darauf, wie wir zu einander finden, worauf es wirklich ankommt und wie wir uns konkret engagieren können, finden Sie meiner Meinung nach beispielsweise in dem Buch Moralische Ambition von Rutger Bregman.
Wenn Sie oder Ihr Team in Ihrem Reflexionsprozess begleitet werden und sich den Aufgaben dieser Zeit stellen möchten, kontaktieren Sie mich gern.